Elektroauto abschleppen – wie geht das?

Aktuelles

Elektroauto abschleppen – wie geht das?

Darf man ein Elektroauto abschleppen oder muss es von einem Lkw transportiert werden? Eine allgemein gültige Antwort gibt es nicht. Abschleppen möglich oder nicht – das hängt immer vom konkreten Modell ab. Alle Infos.

  • Immer an die Herstellervorgaben halten

  • Beim konventionellen Abschleppen drohen Schäden

  • 12-V-Batterie Hauptursache für Liegenbleiber

Wer sich mit dem Thema Abschleppen von Elektroautos beschäftigt, stellt fest: Es gibt keine einheitliche Regelung, ob abgeschleppt werden kann oder nicht. Die meisten Hersteller untersagen das Abschleppen auf den eigenen Rädern, manche aber erlauben es, sofern bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Für welches Modell was gilt, findet man in der Bedienungsanleitung.

Laut Bedienungsanleitung des BMW iX1 darf man das Auto unter keinen Umständen abschleppen. Es bleibt nur der Transport auf einer Lkw-Ladefläche oder einem Anhänger. Der Kia Niro EV darf nur von einem speziellen Schleppfahrzeug an den Haken genommen werden, wenn die Antriebsachse vorn angehoben wird. Elektromodelle von VW darf man abschleppen, insofern drei Bedingungen erfüllt sind: Es darf sich nicht um ein Modell mit Allradantrieb handeln. Die Stromversorgung des 12-Volt-Netzes muss sichergestellt sein (Kombi-Instrument muss funktionieren), und das Getriebe muss in den Leerlauf geschaltet werden können.


E-Auto abschleppen: Technik-Hintergrund

Martin Ruhdorfer vom ADAC Technik Zentrum Landsberg erklärt den technischen Hintergrund: “Elektromotoren können unkontrolliert Strom erzeugen, wenn die Räder beim Schleppen gedreht werden. Dies kann zu Schäden im Antrieb führen. Damit ist dann auch die Herstellergarantie erloschen.” Die Gefahr unkontrollierter Stromerzeugung hängt damit zusammen, dass E-Motoren im Auto bekanntermaßen auch als Generator fungieren und einen Teil der beim Bremsen anfallenden Energie zurückgewinnen (Rekuperation).

Grundvoraussetzung fürs Abschleppen auf eigenen Rädern ist immer, dass der Getriebe-Wahlhebel in die Neutralstellung (Leerlauf) gebracht werden kann. Das geht aber nicht, wenn das 12-Volt-Bordsystem stromlos ist. Und hier zeigt sich eine verzwickte Problemlage: Die Ursache dafür, dass ein Elektroauto liegen bleibt, ist nämlich fast immer eine leere Bordbatterie – das hat die ADAC Pannenstatistik 2023 eindeutig gezeigt.


Erste Hilfe durch Stromspender

Erfreulicherweise sind solche Bordnetzprobleme einfach lösbar. Denn im Regelfall braucht man nur eine kurze Stromspende geben. Damit wird das Bordnetz wiederbelebt, und die Traktions-Batterie wird aktiv geschaltet, die dann wiederum die 12-Volt-Batterie auflädt. Wer für einen solchen Fall gewappnet und autark sein möchte, besorgt sich einen kleinen Starthilfe-Booster (12 Volt), den es schon ab 40 bis 50 Euro zu kaufen gibt.


Vorgaben der Hersteller

Was aber soll man tun, wenn auch dann das Problem noch bestehen bleibt? Spätestens jetzt muss der Halter oder die Besitzerin in der Bedienungsanleitung nachschauen, ob der Hersteller zulässt, das Auto abzuschleppen. Besser noch, man holt sich die Information schon ein, wenn man das Fahrzeugmodell übernimmt. Erlaubt der Hersteller das Abschleppen des Modells, ist zu prüfen, ob sich der Getriebewahlhebel auf N stellen lässt.

Sollten beide Voraussetzungen gegeben sein, sei Abschleppen trotzdem nicht empfehlenswert, so Martin Ruhdorfer. Denn es stelle sich die Frage, was passiert, wenn die Bordbatterie während des Abschleppvorgangs plötzlich keinen Strom mehr liefert, weil sie komplett leer ist.

BMW zum Beispiel gibt noch einen weiteren Grund an, warum sich das Abschleppen von Elektroautos quasi verbietet. So sei die Schmierung des Getriebes beim Schleppen nicht unbedingt gewährleistet. Ähnlich wie bei Automatikgetrieben konventionell angetriebener Fahrzeuge sei in einigen Modellen dafür eine separate Ölpumpe zuständig. Diese läuft aber nicht, wenn der Antrieb “aus” ist.


E-Auto abschleppen: Fazit

Das Abschleppen auf eigener Achse ist nur für wenige Elektroautos eine Option und nur unter bestimmten Voraussetzungen, die der Hersteller definiert. Längere Strecken sollten in jedem Fall tabu bleiben. Anders ist die Situation, wenn es darum geht, das Elektrofahrzeug (z.B. nach einem Unfall) aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich zu ziehen. Für diese wenigen Meter und bei dieser minimalen Zieh-Geschwindigkeit ist das mit jedem Modell möglich – auch wenn Räder dabei blockieren.

Quelle: www.adac.de

Nach oben scrollen
Cookie Consent mit Real Cookie Banner